Leseprobe Noah 2 - ELW-Verlag

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Leseprobe: NOAH II

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Noah und seine Getreuen befinden sich nach der Schlacht am Nippenicket auf der Flucht in Richtung Kanada.
Sie  müssen unbedingt den Pingualuit-Krater erreichen, um die Chancen für  einen kleinen Teil der Menschheit zu erhöhen, die Erde zu verlassen.  Noah muss dort das Edikt anerkennen, und zugleich soll ihm eine große  Machtfülle übertragen werden.
Noah weiß nicht, was ihn erwartet.  Obwohl er die vorgesehene Prüfung im Nippenicket bereits hinter sich  gebracht und bestanden hat, ist er nervös. Diese Nervosität wird noch  gesteigert, weil das Planetenwesen „Hugo“ der Erde stundenlang kein  Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat.
Er mag überhaupt nicht daran  denken, wie er ohne Hugo die gewaltige Aufgabe, der Menschheit eine  Chance zum Überleben zu geben, bewältigen soll.

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1
Kristallauge von Nunavik
Agri und die Sternenflotte
Sieg über die Retiraxaner

Die fliegenden  Fahrzeuge rasen mit unverminderter Geschwindigkeit ihrem Ziel entgegen.  Der Funkverkehr ist auf notwendige kurze Kommandos beschränkt. Alle  hängen mehr oder weniger ihren Gedanken nach.
Mike wendet sich an  Noah: „Wir haben nicht mehr lang. Ich denke, so um die 20 Minuten, wenn  nichts dazwischen kommt. Hast du Gott erreicht?“
Noah blickt ihn an  und zuckt mit den Schultern. „Ich mach mir wirklich unglaubliche Sorgen.  Wenn er nicht mehr sein sollte, dann- ja, was soll ich sagen, dann  können wir einpacken.“ Als Mike das Gesicht verzieht, als wolle wenn er  sagen, du kannst aufgeben, ich aber nicht, redet er weiter: „Natürlich  werden wir kämpfen bis zum letzten Atemzug, aber es wird sehr schwierig,  wenn nicht sogar unmöglich, die Mission zu einem guten Ende zu führen.“
„So ist es richtig, Noah. Wir kämpfen gemeinsam und wir werden es schaffen. Das will ich zumindest einmal glauben.“
„Ja,  mein guter Professor, Bikerchef und General, Glaube kann Berge  versetzen.“ Noah blickt durch die Windschutzscheibe. Die karge  Landschaft, die von unzähligen kleinen Bächen, Tümpeln und Seen übersät  ist, zieht unter ihnen vorbei.
Das Summen der Spulen, die das  Fahrzeug vorantreiben, wird durch die aufgeregte Stimme Noemi’s  unterbrochen. „Ach du lieber Gott, wir haben einen ganzen Schwarm von  Alienschiffen am Arsch.“
„Wie viele sind es“, fragt kurz Noah.
„Viele,  sehr viele. Es ist kaum zu schätzen. Mindestens 100 Schiffe. Sie sind  rasend schnell. Wir können nicht entkommen, sie sind wirklich zu  schnell. Ich schätze, dass sie in 3 Minuten bei uns sind.“
„Aufschließen,  Noemi, die anderen Fahrzeuge sofort zu mir. Ich will euch alle bei mir  haben. Normalerweise müssten wir uns jetzt aus taktischen Gründen  aufteilen, um unsere Chancen zu erhöhen. Wir machen aber das Gegenteil,  da es bei der großen Zahl der uns verfolgenden Raumschiffe und deren  Schnelligkeit es zwecklos ist, einzeln zu flüchten. Stellen wir uns auf  unsere letzte Auseinandersetzung ein. Verkaufen wir unsere Haut so teuer  es geht. Auf jeden Fall werden wir einige der Angreifer mit uns  nehmen.“
Die Lautsprecher bemühen sich, das plötzliche Durcheinander  von Stimmen irgendwie verständlich zu machen. Wer gedacht hätte, dass  traurige oder vom Weltschmerz gefärbte Stimmen das Fahrzeug von Noah und  Mike erreichen, sieht sich grundlegend getäuscht.
Hell und klar tönt es über den Äther: „Machen wir sie fertig, hauen wir sie in den Sack, wir verarbeiten sie zu Wurst …“
Mike und auch Noah müssen trotz der im wahrsten Sinne des Wortes todernsten Situation lachen.
Mike  zu Noah: „So ist sie halt, unsere gottesfürchtige Truppe, sie lässt  sich nicht unterkriegen und macht vor nichts halt; auch eine Übermacht  schreckt sie nicht.“
Noah tippt ihm zustimmend auf die Schulter und ruft Noemi: „Noemi, es tut mir leid, dass du nicht bei mir bist.“
„Noah, wir sind zusammen. Wir sehen uns dann später-“, man hört sie schwer atmen, „irgendwo!“
Noah  blickt zum Seitenfenster hinaus. Ganz dicht neben ihm hat sich Noemi  mit ihrem Flieger platziert. Auch die anderen Fahrzeuge sind zu ihnen  gestoßen. Im Pulk rasen sie dicht über dem Boden ihrem Ziel entgegen.  Wahrscheinlich werden sie es nicht mehr erreichen, geht es den meisten  von ihnen durch den Kopf. Aber es ist merkwürdig. Je näher ihnen der Tod  in Form der hinter ihnen her rasenden Aliens kommt, desto lockerer  werden sie. Noah denkt sich: Wenn es eben nichts mehr zu verlieren gibt  und man dies innerlich realisiert und akzeptiert hat, dann kann man ohne  Furcht seinem Ende entgegensehen.
Die wolkenlose Nacht verabschiedet sich mit den ersten Sonnenstrahlen, die von rechts über die unwirkliche Landschaft gleiten.
Noah  blickt direkt Noemi in die Augen. Er hat das Gefühl, als seien Noemis  Augen mit Tränen gefüllt. Kann sich aber auch täuschen, denn im Glas  ihres Cockpits spiegeln sich Wolken, die von der aufgehenden Sonne schon  angestrahlt werden. Er hebt die Hand an den Mund und bewegt tonlos  seine Lippen: „Ich liebe dich.“
Sie antwortet, und er kann es deutlich sehen und ablesen: „Ich liebe dich auch, Noah. Wir bleiben zusammen.“
Er nickt und streckt seinen Daumen nach oben.
Der  Professor holt alles aus dem Fahrzeug heraus, was nur geht. Er schaltet  alle anderen Verbraucher aus und lenkt die volle verbleibende Energie  auf die Antriebsspulen.
Noah deutet nach vorne. Vor ihnen aus der  Dämmerung schält sich das Ziel heraus. Der große Pingualuit-Krater ist  deutlich zu erkennen.
„Na ja“, meint Noah, ich habe ihn wenigstens  gesehen.“ Die ersten Schüsse zischen an ihnen vorbei und schlagen vor  ihnen im felsigen Boden ein. Noch haben sie keine Verluste zu beklagen.
„Feuert  zurück. Nicht sparen. Es ist unser letztes Gefecht. Alles was wir  haben, sollen die zu spüren bekommen. Wir sehen uns; vielleicht auch  nicht“, fügt er leise an. Er schaut Mike in die Augen. Hebt die rechte  Hand. Mike tut das Gleiche. Beide Hände klatschen laut aufeinander.
Noah sagt: „Wie viele Menschen machten schon kurz vor dem Zieleinlauf schlapp. Nun gehöre ich ebenfalls dazu.“
Mike sagt traurig grinsend: „Ich auch Noah.“
Also  Professorchen, es war mir eine Freude, dass ich dich kennenlernen  durfte. Schade, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbringen  durften.“
„Das Gleiche gilt für mich.“
Neben ihnen kracht es  fürchterlich. Eine Tragfläche von Noemis Schiff hat sich durch einen  Volltreffer verabschiedet. Hinter ihnen auf der Ladefläche hören Mike  und Noah das wütende Gebrüll von Bumm und das Lärmen seiner Waffe.  Rechts und links von ihrem Verband scheppern einige Schiffe und  Flugscheiben der Gegner dem Boden entgegen.
Noah schreit und seine Augen verfolgen das Schiff Noemis ...

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